18. Dezember 1983
Von wie viel Freude und lebendiger Dankbarkeit war Christus umgeben. Wenn wir das Evangelium lesen, sehen wir auf jeder Seite, ja sogar in jeder Zeile, wie sich die Göttliche Liebe voller Zärtlichkeit und Erbarmen auf unsere durch Sünden erkaltete und geplagte Welt ergießt. In Christus sucht Gott alle die, deren Seele schwer geworden ist und dunkel von den Sünden, alle die, die schon nicht mehr können und unter der Last ihres Lebens zusammenzubrechen drohen, sei es wegen Krankheit oder aus einem anderen Grund. Wenn Christus in das Leben der Menschen eintritt, beginnt dieses Funken der Freude zu versprühen, Funken neuer Hoffnung und des Glaubens. Nicht nur an Gott, sondern auch an sich selbst, an den Menschen und an das Leben. Wie verdrehen wir bloß die Predigt vom Evangelium und dieses selbst, wenn wir unser Leben in eine unaufhörliche Suche nach all dem Finsteren und Sündigen in uns verwandeln, was weder uns, den Menschen, noch Gott würdig ist, um damit – wir wir meinen - unserem Meister und Heiland zu gefallen. ...
Die Freude war das Markenzeichen der christlichen Gemeinde, die nach dem Evangelium lebte. Freude und Dankbarkeit und Jubel darüber, wie Gott die Welt geliebt hat, dass Er sie nicht nur geschaffen, sondern auch noch Seinen Eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt hat, nicht um diese zu richten, sondern um sie zum Heil zu führen. Durch die Liebe Gottes liegt für uns und die ganze Welt das Heil bereit.
Dieses Heil sollten wir deshalb durch Dankbarkeit zu dem unseren machen. Sie sollte sich jedoch nicht nur in Worten ausdrücken oder in einem lebendigen Gefühl der Rührung oder in Tränen der Freude, sondern in einem Leben – wenn man das so ausdrücken darf – welches fähigt ist, den Vater zu trösten, Der Seinen Sohn um unser Heil willen dem Tod übergeben hat. Ein Leben, welches den Heiland erfreut und Ihm sagt, dass Er nicht umsonst unter uns gelebt, gelehrt und gelitten hat und gestorben ist, sondern dass Seine Liebe in unserem Leben weiterlebt, dass sie unsere Hoffnung ist und Freude, unser Jubel und uns die feste Überzeugung schenkt, dass auch wir das Heil erlangen. ...
Auf dem Wege zum Fest der Menschwerdung Gottes und der Geburt des Heilandes, sollten wir es deshalb lernen, uns zu freuen. Lasst uns unser Leben neu betrachten und uns erinnern, wie viel Barmherzigkeit Gott uns schon in unserem Leben erwiesen hat, wie viel Zärtlichkeit und Liebe, wie viel Freude - körperliche und seelische - Er uns geschenkt hat und wie viel Freunde wir haben. Lasst uns all derer gedenken, die uns lieben, unserer Eltern, die uns beschützen, auch wenn sie bereits von dieser Welt gegangen sind. Wie viel irdische Schönheit ist uns gegeben und wie wunderbar ergiesst sich der Himmel immer wieder in unser Leben und lässt auf der Erde schon den Himmel beginnen, in der Zeit schon die Ewigkeit und in unserem irdischen Leben bereits das himmlische keimen. Lasst uns lernen, uns zu freuen, denn schon in wenigen Wochen werden wir vor der Krippe stehen, in der der Herr liegt. Wir werden dann schauen, was die Göttliche Liebe ist. Sie ist so zart und zerbrechlich, sie ist so schutzlos und verletzlich, sie gibt sich uns grenzenlos und ohne Widerrede hin, in der Hoffnung, dass auch wir sie annehmen, damit so für uns ein neues Leben beginnen kann, ein Leben voller Freude. Lasst uns über die Liebe Gottes nachdenken und darüber, dass keine andere Kraft sie besiegen kann. Der Apostel Paulus hat nicht umsonst gesagt, dass nichts uns den Armen Gottes entreissen oder uns von der Liebe Gottes trennen kann. Lasst uns deshalb lernen, uns zu freuen und aus der Tiefe dieser Freude unser Leben neu zu bauen, ein Leben aus Dankbarkeit und mit Freude. Eine Freude, die auch - wenn dies nötig ist – jubelt am Kreuz.
Amen