In den Wochen der Großen Fastenzeit ist es uns gegeben, deutlich zu sehen und am eigenen Leib zu erleben, wie Sich der Herr uns offenbart, wie großzügig Er - ohne sich Selbst und das, was Ihm gehört zu schonen - Seine lebensspendende und alles erneuernde Gnade auf uns ergießt.
Am Sonntag der Orthodoxie haben wir voller Freude Gottes gedacht und der Tatsache, dass Er Mensch geworden war und uns so sowohl Seine Größe aber auch Seine anrührende Demut gezeigt hat. Damit hat Er uns aber auch etwas von der Größe des Menschen und von seiner Berufung kundgetan. Der Heilige Gregor von Palamas lehrte uns, dass unser Verhältnis zu Gott die Ebene unserer Naturen berührt, dass die Gnade, die uns geschenkt wird, wahres Göttliches Leben ist, welches sich in uns ergießt.
Am vorigen Sonntag standen wir vor dem Kreuz, welches uns von der Liebe Gottes kündet und uns daran erinnert, dass es für diese Liebe keine Grenzen gibt, dass sie vor nichts zurückschreckt, um uns Edelmut zu lehren, damit wir wirklich - wie es unserer Berufung entspricht - zu Kindern des Lebendigen Gottes werden können. Bereits am letzten Sonntag, als wir über die Liebe Gottes nachgedacht haben, hat das Kreuz des Herrn uns dazu aufgerufen, uns selbst zu fragen, wie denn wir diese Liebe auf würdige Weise erwidern können.
Auf Liebe kann man nur mit Liebe antworten. Mit Dankbarkeit und Freude und voller Rührung darüber, dass diese Wunder sich für und mit uns ereignet. Doch es reicht nicht aus, nur Dankbarkeit in seinem Herzen zu empfinden. Es reicht nicht, nur einfach gerührt zu sein oder sich nur zu freuen. „Wenn sich nun jeder von uns dazu entschließen könnte, das Evangelium noch einmal zu lesen und versucht, irgendein Wort zu finden, welches seiner Seele neues Leben einhaucht, das Herz besonders berührt, den Geist Licht werden lässt, und ihn zu neuem Leben inspiriert und dann versucht, täglich, und das über Jahre hinweg, diese Wort im Leben Wirklichkeit werden zu lassen, dann wird jeder von uns auf die Liebe Gottes mit seinem Leben antworten können – d.h. mit aufopferungsvoller, freudiger, dankbarer Liebe“..
Heute nun feiern wir den Heiligen Johannes Klimakos, einen der alten Wegweiser auf diesen Weg, denn hat versucht aufzuzeigen, wie wir uns aus der Tiefe der Sünde, aus unserer Schwachheit, aus unserer Unvollkommenheit heraus lösen können und auf dem Weg, der uns durch das Kreuz und die Liebe zum Herrn vorgezeichnet ist, zur vollen Größe der Heiligkeit heranreifen können. Deshalb gedenken wir heute seiner. Wenn wir uns fragen, was wir tun können und sollen, erstehen vor uns tausende Zeugen dafür, die aus eigener Erfahrung wissen, was es zu tun gilt, und wie dieser Weg zu beschreiten ist.
Wir wissen so viel. Wir kennen das Evangelium sehr gut. Wir haben Kenntnis von der Heiligen Schrift. Es scheint uns ein unendliches Meer zu sein. Mit all dem Wissen könnten wir also auch dementsprechend leben! Es ist ersichtlich, dass wir all dieses Wissen im Kopf haben und sogar bestimmte Verse auswendig zitieren können. Doch mit dem Herzen rühren uns diese Dinge nicht an. Wenn sich nun jeder von uns dazu entschließen könnte, das Evangelium noch einmal zu lesen und versucht, irgendein Wort zu finden, welches seiner Seele neues Leben einhaucht, das Herz besonders berührt, den Geist Licht werden lässt und ihn zu neuem Leben inspiriert und dann versucht, täglich - und das über Jahre hinweg - dieses Wort in seinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen, dann wird jeder von uns auf die Liebe Gottes antworten können: mit seinem gesamten Leben, mit aufopferungsvoller, freudiger und dankbarer Liebe.
Amen