Zachäus, von dem wir heute gelesen haben, war ein Zöllner, und als solcher war er von den Leuten verachtet und gehasst. Warum? Er hat sich aus freiem Willen dem allgemeinen Feind unterstellt. Aus Eigennutz hatte der begonnen, mit dem Feind zusammenzuarbeiten, denn er war schonungslos und grausam, wenn es um seinen eigenen Vorteil ging.
Das, was man von ihm sagen kann, gilt in einem bedeutenden Maße auch von uns selbst. Die Welt ist geteilt. Geteilt zwischen Gott und all dem, was Ihm entgegensteht. Geteilt in Liebe und Hass, in Licht und Finsternis, in Wahrheit und Lüge, in großherzige Offenheit und Kleinlichkeit. Wir wählen zwischen all dem immer das, was uns bequem und vorteilhaft erscheint. Wir lassen uns auf Abmachungen mit dem Feind ein, wir geben uns freiwillig in seine Hände, in der Hoffnung, dass wir daraus irgendwelche irdischen Vorteile ziehen können. Jene Versuchungen, denen Christus in der Wüste standgehalten hat, die Versuchungen der Macht, des Reichtums und des Ruhms halten uns in ihren Krallen. Was kann uns davon befreien?
Zachäus wurde gerettet durch eine Begegnung mit Christus. Er hatte Ihm in die Augen geschaut, hatte Sein Gesicht gesehen, hatte genau dieses geheimnisvolle Etwas wahrgenommen, was man nur erfassen kann, wenn man einem Menschen unmittelbar gegenübertritt, und er hatte begriffen, dass die Sphäre der Finsternis nicht die seine war, dass die Lüge nicht das war, was er wollte, dass die Welt des Hasses nicht die war, die er eigentlich suchte. Er hatte die Wahrheit gesehen, Schönheit, Sinn, Licht, ja Gott und der erwählte all dies. Und das war seine Rettung. Eine Begegnung mit Gott von Angesicht zu Angesicht kann wirklich unser ganzes Leben ändern. Es gibt aber auch noch andere Dinge, die unser Leben von der Finsternis zum Licht leiten können, vom Tod zum Leben. Das ist die Liebe. In den Momenten, in denen unser Herz ganz voller Liebe ist, erstirbt in uns der Geiz, erstirbt der Egoismus, erstirbt unsere Kleinlichkeit, erstirbt unsere Fähigkeit, ein gemeiner, niedriger Mensch zu sein. Wir werden dann zu dem, was wir in Wirklichkeit sind: voller Licht, wie ein Engel, von Freude sprühend, voller großherziger Offenheit, mit dem Wunsch zu teilen, tief und groß zugleich! Wir wollen keine Lüge mehr! Wir denken dann nur noch an den anderen und nicht mehr an uns selbst.
Die Liebe jedoch bleibt nicht immer auf einer solchen Höhe. Sie wird in unseren Herzen geboren. Sie ist das Leben und der Sieg. Doch wie oft machen wir aus dem Menschen, den wir lieben, der in uns all die edlen Züge hervorgerufen hat und all die Größe, zu der wir fähig sind, zu einem Objekt der Verehrung, zu einem Idol, dem wir beginnen zu dienen und um dessen willen wir bereit sind, alles zu opfern. Dann wird aus der Liebe, die unser Leben hätte sein können, das Licht und der Sieg, zu einem neuen Kniff der Finsternis, der Habgier und der Verschlossenheit. Wir sollten, bevor wir uns aufmachen, dem Herrn von Angesicht zu Angesicht zu begegnen - was uns vielleicht gelingen kann, aber auch nicht – es lernen, mit einer solchen Liebe zu lieben, die uns nicht nur von uns selbst befreit, von Gier, Angst und Hass, sondern auch von unserem Hang und unserem Vermögen, sich dem Feind des Lebens zu unterstellen, dem Feind der Liebe, dem Feind der Wahrheit.
Lasst uns zuerst dies erlernen. Das ist für jeden von uns ganz real. Wir können es lernen, unsere Liebe vor jeder Besudelung zu schützen, sie rein und edel zu halten, damit sie eine große und großzügige Liebe ist. Mit ihr besiegen wir in uns auch alles kleinkarierte, finstere, furchtbare, was uns von Gott trennt, was uns daran hindert, genauso wie es Zachäus getan hat, in einem Augenblick aus einem Leben in trüber Finsternis zum Licht zu gelangen, zu einem Leben voller Liebe, in dem wir und Gott eins sind in der Freude der sieghaften Miteinanderseins.
Amen