Zum Sonntag vor Epiphanias (Mk. 1,1-8)
„In dem gleichen Maße wie Christus in uns wächst, wie aus dem Wort Leben wird, sollen wir, die wir das Wort verkünden, immer mehr zur Seite treten. Wir sollten immer kleiner werden und durchsichtig, ja unsichtbar, dass sich durch uns hindurch das Licht Gottes ergießen kann und niemand mehr bemerkt, durch wen dieses Licht in die Welt gelangt. Doch, leider drängen wir uns viel zu sehr nach vorn. Wir selber verdecken damit dem Licht seinen Weg, wir werfen unsere Schatten auf es – matte, graue, trübe Schatten – die es eigentlich nicht geben sollte in diesem lichtvollen Schein.“ – aus einer Predigt zum Sonntag vor Epiphanias von Metropolit Antonij von Sourozh.
Статья

16. Januar 1966

In einem seiner Briefe schreibt der Apostel Paulus, dass alles, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht, zu unserem Nutzen ist und uns dient das Leben zu verstehen.  Das heutige Evangelium, zusammen mit dem Brief an Timotheus gibt uns ein Beispiel dafür, was man aus dem Evangelium herauslesen kann, wie man es im Leben verwirklichen und somit sein Leben verwandeln kann.

Die Gestalt des Großen Johannes verwebt sich  hier mit dem Jünger des Paulus. Dieser wie auch jener hatten das Wort Gottes vernommen, doch nicht nur allein mit dem Gehör, sondern mit dem Herzen. Für sie war das Wort Gottes nicht nur etwas, was man einfach weitererzählte, sondern etwas, was sie völlig verinnerlichten. Beide sind ausgezogen um das Wort Gottes zu predigen und jeder von ihnen hat dieses Wort in all seiner Reinheit zu den Leuten gebracht, ohne es durch einen unwürdigen Lebenswandel zu besudeln. Im Gegenteil, sie haben es durch ihr eigenes Leben zum Leuchten gebracht, indem sie dieses Wort in ihrem Leben Wirklichkeit werden ließen. Sie brachten das Wort zu den Leuten so rein, wie sie es empfangen hatten, wie es auch der Apostel Paulus seinem Jünger immer wieder nahegetragen hat.

Während dieser Predigt und im Angesicht des Johannes des Täufers (dessen wir jetzt gedenken, weil der Tag der Taufe des Herrn bevorsteht) und in der Peron des Timotheus, wie auch des Apostels Paulus ist all das auch Wirklichkeit geworden. Das Wort, welches sie gepredigt hatten, war so bedeutsam und Ihre Predigt war so beachtlich, dass sie selbst quasi hinter ihrem Licht verschwanden. Das Wort hat seinen Sprecher zur Seite gestellt. Das Leben, welches durch dieses Wort geboren wurde, hat die Menschen neu gemacht, dass sie sogar denjenigen vergaßen, der ihnen dieses Wort gebracht hatte. Erst später haben sie wieder angefangen, mit dankbarer Ehrfurcht in ihrer Seele zu ihnen zurückzukehren.

Johannes ist darin groß, dass er das Wort, welches er vom Herrn empfangen hatte, in seine Seele aufgenommen hatte. Er wurde zum Rufer, zur Stimme und war nichts anderes mehr. Durch ihn hat sich das Wort ausgebreitet und hat alle erreicht, zu mindestens haben es die Menschen gehört.  Auch Paulus hat das Wort vernommen und hat eine Vision gehabt und ist ganz in diesem Wort und in dieser Vision aufgegangen. Aus nichts anderem mehr hat von nun an sein Leben bestanden, als nur der Predigt, als nur der Freude auch anderen das zu bringen, was er selbst geschenkt bekommen hatte, wodurch er selbst zu neuem und zum ewigen Leben erwacht worden war. Dazu beruft er auch Timotheus. Ich – so schreibt er – werde nun sterben, doch du lebst. Geh und predige das Wort, damit die anderen das Leben haben …!

Und alles, was damals geschehen ist, hat sich viele Male im Verlaufe der Christenheit wiederholt und ist auch unmittelbar an uns gerichtet. Auch wir haben das Wort der Predigt gehört, das Evangelium und das Wort des Apostels, das Wort des Gebets und auch wir alle sind einmal von diesem Wort in uns gegangen, sind zu neuem Leben erwacht und Freude und Hoffnung haben uns zutiefst erfüllt. Auch wir sind deshalb dazu berufen dieses Wort in unserem Leben Wirklichkeit werden zu lassen und das  unser gesamtes Leben hindurch. Zuerst indem wir unser eigenes Leben würdig gestalten, indem wir danach leben, was sich in unserer Seele aufgetan hat, würdig jener Tiefe in unserer Seele, in der der Herr selbst zu uns sprechen kann. Danach sind wir dazu berufen, dieses Wort so zu verbreiten, dass es auch andere Menschen hören können, sich ebenso erfreuen können und ebenso erfüllt werden von neuem Leben. Auf diesem Weg jedoch, wie auch auf dem Weg des Apostels Paulus, des Timotheus und auf den Wegen des Großen Johannes und all der anderen, steht etwas, was viele erschrecken lässt. In dem gleichen Maße wie Christus in uns wächst, wie aus dem Wort Leben wird, sollen wir, die wir das Wort verkünden, immer mehr zur Seite treten. Wir sollten immer kleiner werden und durchsichtig, ja unsichtbar bis zu dem Grade, dass sich durch uns hindurch das Licht Gottes ergießen kann und niemand mehr bemerkt, durch wen dieses Licht in die Welt gelangt. Doch, leider drängen wir uns viel zu sehr nach vorn. Wir selber verdecken damit dem Licht seinen Weg, wir werfen unsere Schatten auf es – matte, graue, trübe Schatten – die es eigentlich nicht geben sollte in diesem lichtvollen Schein.  Wir sind immer sichtbar in unserer Verkündigung des Wortes und des Lebens. Wir – und damit meine ich jeden von uns – sollten es in erster Linie lernen so zu leben, dass unser Leben nicht der Wahrheit Gottes entgegensteht. Wir sollten wie durchsichtig werden, dass das Wort Gottes die Seelen der Menschen allein durch seine eigene Kraft aufrütteln kann und in den Leben der Menschen allein durch seine eigene Kraft zu leuchten beginnt. Dann werden auch die wunderbaren und großen Gestalten, die wir im Neuen wie im Alten Testament finden, für uns zu Vorbildern werden und zum Maß dessen, wonach wir unser Leben ausrichten.

Möge Gott uns dabei helfen, dass wir durch unser Leben wenigstens  einem – und wie viele Menschen brauchen uns – die Botschaft Christus nahe bringen können. Denn Christus eilt Selbst zu all denen, in denen Er eine lebendige Seele findet, die nach dem ewigen Leben dürstet. Lasst uns dabei zur Seite treten, um Christus nicht im Weg zu stehen.

Das ist es, was uns die Verkündigung des Alten Testaments, die große Gestalt des Johannes des Täufers, den wir nun im Vorfelde des kommenden Festes gedenken, lehren.

Amen 

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